Man sieht sie immer häufiger. Die Uhr mit dem merkwürdig aussehenden Zifferblatt, wobei das Zifferblatt eigentlich kein Zifferblatt ist, sondern ein Monitor. Die Smartwatch als Filiale des Smartphone hat sich mittlerweile sichtbar durchgesetzt und immer mehr Autohersteller haben den Trend erkannt. Welchen Nutzen hat der Autofahrer von der Hightech-Uhr?
Gastautor: Ralf Bernert
Grundsätzlich gilt: Nicht jede Smartwatch kann mit einem Automobil kommunizieren und das auch nicht jeder Autohersteller diese Features anbietet. Mit BMW und Tesla gibt es zwei Hersteller, die jeweils Smartwatch-Funktionen anbieten.
Smartwatch im Zusammenspiel mit BMW
Bei BMW in München kann man seit Mitte 2015 in den beiden Modellen von BMWi, also dem i3 und dem i8, eine Smartwatch mit verschiedenen Apps anwenden. Dabei kann man entweder die Apple Watch oder die Samsung Galaxy Gear Smartwatch verwenden. Die „BMW i Remote App“ für Android und Apple iOS ermöglicht teilweise eine Art Fernbedienung, das heisst, das der BMW per Kommando auf der Smart Watch herbei gerufen werden kann. Ein leichter Druck auf das entsprechende Feld des Monitors der Uhr und der i3 oder i8 setzt sich in Bewegung und rollt per Autopilot los. Das ist derzeit noch Zukunftsmusik. BMW hat im Januar 2015 auf der CES in Las Vegas exakt diesen Service vorgestellt.
Ganz aktuell sind, bis auf die Autopilot-Funktion, alle Leistungen, die im System „BMW i Connected Drive“ zur Verfügung stehen, auch über die Smartwatch verfügbar. Man kann also den Ladezustand des Akkus kontrollieren oder das Wageninnere kühlen bzw. heizen. Außerdem lässt sich die Reichweite sich anzeigen und wer vergessen hat in welcher Straße der Wagen parkt, kann sich über die Hupe zum Wagen führen lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die AppleWatch oder die Samsung Smartwatch verwendet. Die notwendige Software ist in den App-Stores verfügbar.
Auch Tesla verbindet mit der Smartwatch
Die US-Amerikanische Hersteller Tesla bietet ebenfalls eine App für die Apple Watch an. Für 9,99 Euro kann man sich die „Remote S for Tesla“ auf die Uhr laden und erhält dann eine ganze Reihe von Funktionen. Die Elektrolimousine läßt sich nicht nur aufwärmen oder abkühlen, man kann mit der App Türen öffnen, das Schiebedach bedienen, den Kofferraum öffnen und sich sogar über eine Karte den Standort des Wagens anzeigen lassen. Dies alles läuft natürlich auch über das iPhone oder iPad. Womit wir bei einer wichtigen Fragen sind.
Welchen Nutzen haben die Apps auf der Smartwatch? In aller Regel verwenden Benutzer einer Smartwatch auch ein Smartphone oder ein Pad. Alle Funktionen, die per SmartWatch laufen, können auch per Smartphone verwendet werden. Ein Zusatznutzen über die SmartWatch ist also, abgesehen von der Größe der Uhr, nicht erkennbar. Das Handling während der Fahrt mag ein wenig praktischer sein, aber zumindest in Deutschland ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Nutzung einer Smartwatchwie beim Handy, verboten sein wird. Noch hat der Gesetzgeber hierzu keine Maßnahmen angekündigt, vermutlich wird der erste juristische Streit zum Thema Haftung genau dieses Thema aufgreifen.
In Zukunft kann die Smartwatch den Autoschlüssel ersetzen, derzeit bietet BMW für die neue 7er Baureihe eine Autopilot-Funktion für den Schlüssel der Limousine an. Genau diese Funktion, das Aus- und Einparken ohne Lenkfunktion, werden dann auch auf das Smartphone oder die SmartWatch übertragen. Letztlich tragen wir derzeit drei „Fernbedienungen“ für ein Automobil mit uns herum. Den Schlüssel, das Handy und die SmartWatch. Ob das den Umgang mit dem Auto erleichtert, ist jedem Fahrer selbst überlassen. Die Industrie freut sich natürlich über jede Gelegenheit der Präsentation ihrer technische Innovationskraft. Der Kunde kann seine Affinität zu moderner Kommunikationstechnik vorzeigen und der Spieltrieb wird auch befriedigt. Im Moment also eine Win-Win-Situation. In ein paar Jahren werden wir vermutlich das genaue Gegenteil erleben: Ein Gerät zum Telefonieren, für die Zeit, die Autofernsteuerung und die Heizung im Wohnzimmer auf Drei drehen, während wir auf der Autobahn Richtung Heimat fahren.
Startbild: Tesla
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst.
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