Prototypen, die alleine Fahren wurden in den letzten Monaten so einige vorgestellt. Wir wissen also, wo die Reise nach willen der Hersteller oder beziehungsweise deren Forschungsabteilungen hingeht. Was bedeutet es aber in der Praxis wenn das Auto selbst fährt?
Einer der ersten US-Bundesstaaten, der Freigaben für autonomes Fahren gegeben hat war Kalifornien. Also das ideale Umfeld für einen Selbstversuch. Was bedeutet es das Auto allein über die Straßen cruisen zu lassen? Das ist wohl die wichtigste Frage, die man sich stellen sollte. Natürlich malen uns die Autohersteller eine Welt, in der wir völlig stressfrei in unserem Individualtransport von Haustür zu Haustür gefahren werden. Dabei sollen wir lesen, mit den Kindern spielen oder arbeiten. Wir gewinnen also zusätzliche Zeit, die wir mit sinnvollerem füllen könnten, als auf den Verkehr zu achten. Auch wenn man sich denkt: Die USA ist so weit weg und der TÜV hierzulande viel zu streng. Den wird es überraschen, dass nach einer Meldung der “Stuttgarter Nachrichten“ Daimler nach der S-Klasse auch den selbstfahrenden Lastwagen Prototyp „Future Truck 2025“ auf den Straßen Baden-Württembergs testen darf.
Im Inneren noch sehr Prototyp
Auch wenn die S-Klasse von Außen nur beim sehr genauen hinschauen vom Serienmodell zu unterscheiden ist (Bis auf den riesigen Aufkleber natürlich). Erkennt man in seinem Inneren doch seine Natur als Prototyp, der zur Erprobung gedacht ist. Was im ersten Moment wie ein Gewirr aus Kabeln und Monitoren wirkt wird mich im laufe der Testfahrt aber beruhigen und ablenken. Sehr schön anzusehen ist auch der große Notausschalter, den man sonst nur Werkstatt kennt, um die Maschine mit einem beherzten Schlag außer Funktion zu setzen.
Also auf der Rückbank Platz nehmen und die S-Klasse fahren lassen. Wegen der gesetzlichen Vorgaben sitzt hinterm Steuer noch ein Testfahrer von Mercedes, der im Notfall eingreifen könnte. Und ab geht es durch den Verkehr von Sunnyvale, in dem sich auch das Mercedes-Benz Research and Development North America befindet. Die anfängliche Aufregung verwandelt ich schnell in Bewunderung wie der Prototyp die allgemeinen Verkehrssituationen bewältigt. Er zeigt auf einer vorher festgelegten Route wie er verschiedene Herausforderungen meistert. Rechts abbiegen, links abbiegen, halten an roten Ampeln und vieles mehr. Beim rechts abbiegen kommt uns ein Fußgänger entgegen und der Testfahrer greift ein. Ich wundere mich. Seine Erklärung: Ich gehe lieber auf Nummer sicher, bevor jemand zu schaden kommt. Für meinen Empfinden war der Fußgänger noch so weit weg, dass man noch etwas hätte warten können. Aber natürlich hatte der Pilot des Prototyps natürlich recht: Sicher ist sicher. Ich denke, dass die S-Klasse Inteligent Drive bestimmt gehalten hätte aber sicher kann ich mir dessen natürlich nicht sein. Es geht weiter und jetzt geht es an einen für mein empfinden schwierige Prüfung für den Wagen: Das auffahren und einordnen auf einen Highway (Autobahn in den USA).
Es geht also die Rampe hinauf die zum Highway führt und die S-Klasse beschleunigt – setzt den Blinker und ordnet sich in den schnell fließenden Verkehr ein. Es hat geklappt und mein Herzschlag beruhigt sich wieder. Aber ich bin mir sicher, wäre ich nicht auf der Rückbank gesessen, hätte ich sicherlich in den Vorgang des automatischen Auffahrens auf die Autobahn manuell eingegriffen und zwar instinktiv. Auch das Abfahren von der Autobahn klappt wie auch der Rest der Testfahrt zurück zum Development Center. Das System, das in dem Prototyp der S-Klasse arbeitet ist sicherlich nahe der Serienreife. Ich setzte mich erstmal hin und mache mir erstmal Gedanken, um meine Einstellung zum Autofahren. Ich glaube so wir mir geht es vielen Autofahrern in Deutschland. Auch wenn die Technik bereit ist für die Straße ist eher die Frage bin ich bereit für die Technik? Will ich einem Computer mein Schicksal überlassen? Kann oder will ich, dass das Fahrzeug eigenständige Entscheidungen trifft? Und zu guter letzt: Kann ich der will ich nachdem ich zig Jahre selbst gefahren bin dem Fahrzeug vertrauen? Auch wenn das Fahrzeug alle ihm gestellten Aufgaben meistert unterscheidet sich sein autonomes Fahrverhalten doch sehr von einem menschlichen Fahrer und ist gewöhnungsbedürftig. Wird es in Zukunft nicht mehr heißen: Männer oder Frauen fahren besser. Werden wir in Zukunft darüber diskutieren, ob Mensch oder Maschine besser fahren? Eins ist aber sicher sein Fahrpraxis sammeln wird bei Serienfahrzeugen, die autonom fahren nicht nötig sein.
Informationen: Mercedes Benz, www.next.mercedes-benz.com/autonomes-fahren/
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