Jaguar Land Rover zählt auf dem Gebiet Connected Car zu den emsigsten Herstellern. Nun sind die Briten in einem sehr langen Labor unterwegs und testen, wie man erfolgreich jenseits des Horizonts Staus vermeiden kann.
Zwischen Coventry und Solihull, nahe Birmingham, liegen rund 20 Kilometer. Ein paar Landstraßen, die M6 läuft ganz in der Nähe vorbei und überall gibt es Verbindungsstraßen und weiter westlich führt die M42 nach Norden Richtung Nottingham. In Solihull liegt das Stammwerk von Land Rover, in Coventry produziert und entwickelt Jaguar seit 1945 seine Fahrzeuge. Genau hier, im Epizentrum der beiden Marken Jaguar und Land Rover, sind rund 100 Fahrzeuge mit Messinstrumenten und reichlich Zukunftsausstattung unterwegs. Der Auftrag: Das Testen zukünftiger Kommunikationstechniken unter realistischen Bedingungen.
Die insgesamt rund 66 Kilometer lange Teststrecke ist Teil des britischen Projektes „UK CITE“, UK Connected Intelligent Transport Environment, dessen Gesamtbudget rund 5,5 Millionen Euro beträgt und das durch die britische Regierung unterstützt wird. Das Ziel ist die Erprobung neuer Techniken zur Kommunikation zwischen Fahrzeugen und zwischen Fahrzeugen mit fest installierter Verkehrstechnik.
Für den Entwicklungsvorstand von Jaguar Land Rover, Dr. Wolfgang Epple, ist dieses Projekt sehr wichtig:
Mit seinen realen Bedingungen ermöglicht dieses Umfeld dem Entwicklungsteam von Jaguar Land Rover und seinen Projektpartnern, neue CAV-Technologien auf fünf unterschiedlichen Arten von Straßen sowie Auf- und Abfahrten zu testen. In anderen Teilen Europas existieren bereits vergleichbare Forschungsstrecken, deshalb ist diese Teststrecke genau die Art von Innovationsstruktur ist, die Großbritannien braucht, um global wettbewerbsfähig zu sein.
Zwei Schwerpunkte sind für die Brite bei diesem Projekt von besonderer Bedeutung. Die Kommunikation zwischen verschiedenen Fahrzeugen und die Verbindung zwischen dem einzelnen Fahrzeug und den Informationen von außen.
Jaguar Land Rover interessiert sich besonders stark für mehr Sicherheit
Vor allem automatisiert fahrende Autos sollen über Kommunikationsmodule so früh wie möglich über Staus, Unfälle und wetterbedingte Gefahrenstellen informiert werden. Jaguar Land Rover testet in diesem Zusammenhang die sichere Kommunikation auch bei besonders hohen Geschwindigkeiten. Dafür werden am Rand der Teststrecke Kommunikationseinheiten, also Antennen, Sender und Sensoren, installiert. Über diese Einrichtungen sollen im Testbetrieb wichtige Informationen zu den Testfahrzeugen geliefert werden. Dies betrifft auch Verkehrssignale, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Hinweise über Verkehrsbehinderungen. Die Testfahrzeuge sollen diese Informationen möglichst schnell und sicher empfangen und entsprechend reagieren können. Dies kann die Änderungen einer Route im Navigationssystem zur Folge haben oder eine entsprechende Information an den Fahrer. Umgekehrt werden auch Kommunikationswege vom Fahrzeug zur zuständigen Verkehrsbehörde getestet. Nur wenn dieser Informationsfluss störungsfrei und ohne Zeitverzögerung gewährleistet ist, kann eine effektive und zeitnahe Verkehrsplanung erfolgen. Auch deshalb ist die Teststrecke nicht nur für Jaguar Land Rover sondern auch für die Verkehrsbeihören so wichtig.
Zur besseren und vor allem effizienteren Verkehrsführung sollen zukünftige System wie CACC, Cooperative Adaptive Cruise Control, die optimale Nutzung von Verkehrswegen ermöglichen. In der Praxis bedeutet dies, dass automatisiert fahrende Automobile möglichst ohne großen Abstand hintereinander fahren und somit nicht nur Treibstoff sparen sondern auch besser untereinander kommunizieren können. Fachleute nennen diese Fahrweise „Platooning“, der Begriff stammt aus der Militärsprache und beschreibt eine kleine, militärische Einheit, die in Kolonne fährt.
Deutlich weiter als die Kommunikation zwischen Fahrzeugen greift der Informationsaustausch zwischen Verkehrsinformationen, wie Schilderbrücken oder einzelnen Verkehrszeichen. Bisher können viele Autos Geschwindigkeitsbeschränkungen erkennen und im Display darstellen. Für Jaguar Land Rover könnte diese Technik noch weiter entwickelt werden. Zukünftig könnte die zuständige Behörde oder Dienstelle alle relevanten Informationen direkt in die Autos senden. Dazu sind allerdings sichere und schnelle Kommunikationskanäle notwendig. Genau diese werden auf der Teststrecke untersucht.
Warnung per Signal durch intelligente Netztechnik im Jaguar Land Rover
Unter dem Stichwort „Jenseits des Horizonts“ können in Zukunft Warnhinweise auf Baustellen, gesperrte Abfahrten, Unfälle und Staus nicht mehr über Warnschilder oder Hinweise auf Tafeln gezeigt werden. Sämtliche Informationen können direkt in die Displays in den Autos und von dort per Car-To-Car-Kommunikation weiter geleitet werden. Dr. Epple zu den neuen Entwicklungen:
Zu den Vorteilen intelligenter Fahrzeuge, die untereinander und mit ihrer Umgebung kommunizieren, zählt auch, dass sie andere Verkehrsteilnehmer per Signal warnen können. Beispielsweise bei einer starken Bremsung, dem vollständigen Stoppen an einem Stauende oder hinter einer Kurve. Darauf kann ein anderes autonomes Fahrzeug direkt reagieren und die passende Aktion einleiten. Fahrer erhalten in einem solchen Fall eine visuelle und akustische Warnung, dass durch ein Fahrzeug außer Sichtweite oder jenseits des Horizonts eine Gefahr droht.
In dem UK-CITE Projekt sind neben Jaguar Land Rover noch weitere Unternehmen, Behörden und Universitäten aktiv. Getestet werden neben den Fahrzeugen von Jaguar Land Rover auch verschiedene Kommunikationsinstrumente: 4G-basiertes LTE, LTE-V (weiter entwickeltes LTE) und lokale WIFi-Hotspots.
Informationen: Jaguar Land Rover, www.jaguarlandrover.com
Fotos: Jaguar Land Rover
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