Wohin steuert die Autoindustrie? An Szenarien mangelt es bei Connected Future nicht. Auch abstrakte Ideen gibt es massenhaft. Der Autofahrer von morgen wurde in den letzten Jahren häufig skizziert. Es geht um Netzwerke, Datenwolken, Sensoren und Prozessoren. Wohin führt uns die neue Technik und was haben wir davon?
Im Moment freuen sich vor allem Hersteller von Bildschirmen und Sensoren. Während noch vor vier oder fünf Jahren das Thema Ergonomie, Intuition und Ästhetik wichtig war, sind seit 2015 Bildschirme und die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine an die erste Stelle getreten. Wir sollen per Knopfdruck, Wischbewegung oder Sprachkommando mit dem Auto in Verbindung treten. Im Moment registriert man einen Standard. Die Verbindung zwischen Smartphone und Auto.
Connected Future – Es lebe der Kontakt
Android Auto und Apple CarPlay sind gesetzt. Wer heute ohne diese beiden Schnittstellen fährt, ist von gestern. Die Industrie der Autohersteller hat sich mit den beiden wichtigsten Playern der Mobiltelefon-Industrie geeinigt. Das Handy wurde dem Auto hinzugefügt und damit als Schnittstelle zum Standard erklärt. Der nächste Schritt ist bereits getan. Das Thema lautet Apps. Kaum ein Hersteller, der nicht eigene Apps anbietet und die erfüllen zwei Aufgaben. Erstens, Kontakt zwischen Fahrer und Fahrzeug und damit Informationsaustausch über den Zustand des Wagens, über die Nutzung und Steuerung per Funk einzelner Funktionen des Fahrzeuges. Zweitens, Kontakt zwischen Fahrer und Hersteller und damit ebenfalls Austausch von Informationen.

Connected Future – Das Handy an Bord ist bereits heute Standard, dank Android Auto oder Apple CarPlay (Bild: Skoda).
Der Kontakt zwischen Fahrer und Hersteller, bzw. Händler ist ein besonderes Thema. Hier geht es oberflächlich um Service und Dienstleistung. Man bekommt regelmäßig Angebote für neue Reifen, die nächste Inspektion, das nächste Winterpaket oder einen neuen Versicherungsvertrag. Weit interessanter sind die Informationen, die per Sensorik erfasst und dann über die App an den Hersteller/Händler gesendet werden. Derzeit kündigen zahlreiche Hersteller oder auch Zulieferer Cloud-Services an und dahinter verbirgt sich die nächste Stufe der Vernetzung.
Mit der Verbindung von Smartphone oder SIM-Karte im Fahrzeug zur Hersteller-Cloud werden Daten in großer Menge versendet und gespeichert. Hierbei geht es nicht mehr um den nächsten Inspektionstermin, es geht vielmehr um Mobilität-Profile, um Nutzer-Daten und vor allem um Sensoren und deren Arbeit. Während bisher die meisten Sensoren beim Parken, Abstandhalten und Rangieren helfen, werden in naher Zukunft Sensoren einen weit reichenden Raum um das Fahrzeug permanent beobachten, scannen und die daraus gewonnen Daten speichern und weitergeben. Hinzu kommen Daten aus Armbändern, Smartwatches und natürlich Smartphones. Ob und die dieses Daten in Zukunft genutzt werden, mag und kann die Industrie und auch die Politik nicht exakt bestimmen oder kommunizieren. Aber fest steht, dass die Menge und die Qualität dieser Daten ständig zunehmen wird.
Connected Future – Wo gibt’s den billigsten Sprit
Was erwartet uns im Auto der nahen Zukunft? Wenn man den Pressemitteilungen der Autohersteller und den Aussagen der zuständigen Manager glauben darf, dann wird in naher Zukunft ein Heer kleiner, nützlicher Helferlein das Autofahren deutlich einfacher, sicherer und effizienter gestalten. Es geht um Apps, die Tipps zum spritsparendem Fahren geben, Apps, die alternative Fortbewegungssysteme vernetzen, also Auto, Carsharing und öffentliche Systeme rücken näher zusammen. Das Navi der Gegenwart lernt dazu, es kann in Echtzeit Verkehrsnachrichten nutzen, es kann Hotelzimmer und Tische in Restaurants reservieren, es kann die preiswerteste Tankstelle finden und es kann eine Route fahren, die noch mehr Treibstoff spart oder die mehr Lifestyle bietet. Komfort, Sicherheit und Effizienz stehen im Vordergrund.

Connected Future – Einige Hersteller arbeiten bereits an weitreichenden Softwre- und Dienstleistungs-Labors. Das Foto zeigt das VW Digi Lab (Bild: Volkswagen).
Das Auto von morgen weiß mehr als wir, weil es digitale Augen und Ohren hat. Es reagiert schneller, sicherer und sauberer auf unvorhergesehene Verkehrssituationen und es lernt dazu. Das Hyper-Stichwort heilst: Künstliche Intelligenz und die steckt noch in der Grundschule. Zunächst also werden wir uns an Datenwolken und Apps gewöhnen müssen. Selbst die preiswertesten Fahrzeuge werden über Schnittstellen aller Art verfügen. Wie lange es noch dauert, bis wir das Lenkrad nur noch im Notfall in die Hände nehmen, kann niemand exakt sagen. Dass einige Hersteller mit stolzer Brust das Zeitalter der „autonom“ fahrenden Autos anpreisen, ist derzeit wohl eher dem Wunsch geschuldet, im Rennen um den Pokal des „Erfinders des Autos der Zukunft“ als erster über die Ziellinie zu fahren. Heute können wir bei einigen Fahrzeugen das Lenkrad für ein paar Sekunden loslassen und das fällt dem Mensch nicht leicht. Denn eine sehr wichtige Sache wird von den Herstellern gern übersehen: Emotionalität. Autofahren soll Freude am Fahren bringen und das wird kompliziert, wenn ein paar Sensoren im Kombination mit ein paar Prozessoren das Steuer übernehmen.
Starbild: Volvo
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