Kreisrund ist out, analog auch. Echte Knöpfe zum Drücken, Schiebeschalter und wuchtige Hebel findet man nur noch in Oldtimern und die Sender im Radio sucht man schon lange nicht mehr über den Drehknopf. Die Zeiten ändern sich und wir zeigen, wie die Cockpits der Zukunft aussehen können.
Gastautor: Ralf Bernert
Früher war mehr Holz, mehr Chrom und alles analog. Die Instrumente waren in aller Regel rund, wir schauten durch das Lenkrad und wussten wie schnell wir sind, wie hoch der Motor dreht und ob das Öl mit ausreichend Druck unterwegs ist. Soweit die Vergangenheit. Seit ein paar Jahren drehen sich immer weniger Zeiger, unsere Finger müssen immer seltener Druck auf Knöpfe ausüben und die Landschaft, durch die wir fahren wird immer bunter und feingliedriger auf Karten dargestellt.
Kino im Auto ist der Normalfall. Auch wenn die bunte Welt da draussen meist über das mitgebrachte Pad oder Handy dargestellt wird. Aber das ändert sich. Dank immer mehr Vernetzung zwischen Auto und der Welt können Cockpits bald weit mehr als nur darstellen und aufzeigen.
Neue Pläne für Cockpits der Zukunft
Einen Blick in die Zukunft gewährt der Zulieferer Faurecia. Der französische Konzern gehört zu den größten Spezialisten für Innenraumausstattung und beliefert nahezu alle großen Hersteller mit Armaturenträgern und natürlich auch mit Ideen für zukünftige Systeme. Ein Blick auf einige Konzepte zeigt, wohin die Reise gehen wird. Das Stichwort bei Faurecia lautet „DecoControl“.
Hierbei geht es um berührungsempfindliche Oberflächen und die werden in Zukunft das klassische Cockpit immer weiter ersetzen. Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, und nichts anderes ist das Cockpit, wird in Zukunft immer sensibler, umfangreicher, schneller und auch stylischer sein.
Beispiele von BMW und Tesla
Mit der neuen 7er Baureihe ist BMW bereits weit vorn. Die Münchner haben der Luxus-Limousine die Steuerung per Gesten beigebracht. Auch wenn nur einige Funktionen, wie Lautstärke regeln oder Radiosender wechseln, möglich sind, ist die Laufrichtung eindeutig erkennbar. Wir werden uns an glatte, empfindliche Oberflächen gewöhnen müssen, der Knopf, Schalter oder Regler als im wahrsten Sinne des Wortes herausragendes Bedienteil wird sich langsam aber sicher aus dem Innenräumen der Autos verabschieden.
Bei Tesla hat die Umgestaltung schon vor einigen Jahren angefangen. Die US-Amerikaner setzen einen 17-Zoll-Monitor auf die Mittelkonsole. Dieser Monitor, natürlich als Touchscreen, ersetzt nahezu jeden Knopf oder Regler. Die Menüstruktur ist sehr nah an der Bedienung eines Smartphones angelehnt, vor alle junge Menschen kommen mit der Struktur schnell zurecht. Der Vorteil des Monitors liegt auf der Hand, die meisten Knöpfe und Regler verschwinden aus dem Cockpit, der Innenraum wirkt aufgeräumt und es bleibt mehr Raum für neue Ideen. Der Innenraum des Autos der Zukunft wird weitläufiger erscheinen, es bleibt mehr Platz für zusätzliche Funktionen und Stilelemente.
Noch mehr Cockpit bei Mercedes Benz
Auf die Spitze getrieben hat Mercedes-Benz diesen Trend, als sie mit der Studie „F 015 Luxury in Motion“. Das Konzept kommt nahezu ohne jeden Schalter aus. Der gesamte Innenraum ist mit zahlreichen Monitoren ausgestattet, die Bedienung wird über Eyetracking und hochsensible Sensoren ermöglicht. Für die Entwickler des F 015 war neben der Ästhetik auch die Vernetzung ein wichtiges Thema. Der Besitzer kann den Wagen per App anfordern, alle wichtigen Daten werden per Gestensteuerung oder per App abgerufen. Dass die Studie in weiten Teilen die Zukunft im Jahr 2030 abbildet, ist für manche Autofahrer ein Segen.
Viele Autofahrer werden den Knopf, den Schalter und den Schieber vermissen. Auch, weil der intensive Kontakt mit dem Auto und seinen Materialien eine besonders emotionale Form der Kommunikation ist. Leder, Holz, Kunststoff oder geriffeltes Blech fühlen sich nun mal anders an als Glas und Karbon. Für die Autoindustrie sind die neuen Cockpits eher ein notwendiger Schritt in die Zukunft. Neue Features, Gadgets und vor allem neue Kommunikationswege sind der Treibstoff für weitere Entwicklungen. Auf dem Weg zum komplett automatisierten Fahrzeug müssen auch neue Schnittstellen her und die werden in Zukunft über Touchscreens, Sprach- und Gestensteuerung erfolgen. In in weiter Ferne gibtes Planungen für Gedankensteuerung. Dann werden wir mit dem Auto sprechen und ihm über Sensoren am Kopf unser Fahrziel als Gedanke schicken. Was wir dann mit unseren Fingern machen, bleibt abzuwarten.
Startbild: BMW
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst.
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