Es zuckt und blinkt, überall fliegen einem die Drohnen um den Kopf und kaum ein Messestand verzichtet auf laute Musik. Es ist CES-Time und das heisst Zukunft um jeden Preis. Etwas außerhalb des Trubels hat sich BMW ein großes Zelt gebaut und darin präsentieren die Bayern ihre Ideen der Mobilität von übermorgen.
Das Tuch gleitet vom Objekt der Begierde. Zum Vorschein kommt ein Gefährt, das man auch als Automobil bezeichnen kann. An den Ecken sitzen gigantische Räder, die eigentlich keine sind, man erkennt ein Heck und eine Front und auf der sitzt das BMW-Logo, darunter die typische Doppelniere. Es ist ein BMW, aber ein ganz besonderer. Sein Name: BMW i Inside Future.
BMW CES 2017 – Es zuckt leicht im Finger
Über das Design des Konzeptes hier in Las Vegas kann man vermutlich einen langen Beitrag verfassen, uns interessiert allerdings eher das Innenleben. Vor allem ein neues Bedienkonzept in Verbindung mit der BMW-Cloud mach neugierig. In den letzten Monaten haben die Bayern das Thema Bedienung besonders stark belebt, die Gestensteuerung wird ab sofort auch in der 5er Reihe angeboten. Nun geht BMW einen großen Schritt weiter. Hologramme sollen in Zukunft nahezu jeden Knopf oder Schalter im Cockpit ersetzen. In Las Vegas durften wir uns von dieser neuen Technik ein Bild machen. Und die hat es in sich.
Dort, wo bei allen anderen BMW der Schaltknauf plus ein paar Schalter sitzen, findet man eine ebene Fläche und die dient als Basis für ein System mit dem Namen „Holo Active Touch“. Im Grunde arbeitet das Holo-System nach dem gleichen Prinzip wie das seit Jahren bekannte HeadUp-Display. Eine Information wird per Spiegel auf eine Fläche projiziert. Im Unterschied zum HeadUp werden die Informationen allerdings nicht zweidimensional projiziert sondern schweben optisch frei in der Luft.
Wir haben das in Las Vegas ausprobiert waren überrascht, wie sauber und schnell die verschiedenen Grafiken und Texte abgebildet wurden. Noch besser ist das Handling. Die abgebildeten Buttons oder Grafiken lassen sich über eine Geste steuern, dabei erzeugt das Holo-System ein deutlich spürbares Feedback per Ultraschall. Wenn man mit dem Finger eine Schaltfläche „berührt“, antwortet das System mit einer kurzen, einem leichten Stromschlag ähnelnden, Reaktion.
Die Informationen zum Holo Active Touch werden in Zukunft über die BMW-eigene Cloud und BMW Connected Drive generiert. Denkbar sind laut BMW alle Navigations-Daten und die komplette Steuerung des Info-Entertainment-Systems. Ab wann BMW die neue Technik in Serie anbieten wird, steht noch nicht fest. Vor 2020 ist laut BMW auf keinen Fall damit zurechnen.
Szenenwechsel. Der neue 5er steht vor dem Hotel, direkt am Las Vegas Boulevard. Auf den Türen steht „BMW Personal Pilot“ und wir starten zu einer kurzen und lehrreichen Fahrt im Prototyp. Die Limousine sieht auf den ersten Blick wie ein herkömmlicher 5er aus, doch unter der Hülle steckt reichlich Kommunikationstechnik und die führt uns auf unserer Ausfahrt durch Las Vegas nicht nur bequem sondern auch automatisiert und vernetzt über den Strip in einen Außenbezirk und wieder zum Hotel zurück.
BMW CES 2017 – Mit Ampel-Countdown
Am Anfang fällt das Ampel-Symbol im Zentraldisplay auf. Darunter ein Countdown. Noch 26 Sekunden grün. Später sehen wir auch wie lange die Ampel auf rot stehen wird. Für die Demofahrt empfängt der BMW die Signale der Ampeln. Ein Ausblick auf die nahe Zukunft, man ist entspannter unterwegs, die Rotphase läßt sich besser nutzen. Während der Fahrt dann drücken wir einen Knopf auf dem Lenkrad, der Wagen übernimmt das Steuer. Hände weg vom Lenkrad. Nun könne man sich anderen Dingen widmen. Der Techniker auf dem Rücksitz zeigt, was zumindest in diesem Prototyp möglich ist. Per Sprachsteuerung wird ein Tisch im Restaurant reserviert, über Connected Drive wird ein Video geladen und auf das Tablet im Fond gespielt.
Gleichzeitig wird der hintere Raum im BMW verdunkelt. Das alles wird über Microsoft Cortana ermöglicht. Was bisher nur über PC oder Smartphone zur Verfügung stand, ist bald auch im BMW unterwegs nutzbar. Der 5er rollt weiter durch Las Vegas, der Fahrer übt neue Gesten ein, Daumen nach links, Daumen nach rechts, der Zeigefinger sticht kurz nach vorn oder die ganze Hand wischt den Inhalt des Monitors zur Seite.
In den ersten beiden Minuten schaut man immer wieder nach vorn, die Hände sind in Lauerstellung, man ist ständig bereit zur Übernahme des Steuers. Gewohnheit, jahrelang einstudiert. Das sei nur eine Frage der Zeit. So der Techniker im Hintergrund. Das Vertrauen müsse erst aufgebaut werden, aber die Sensorik im Fahrzeug sei schon sehr sensibel.
Aussteigen, erinnern. Die erste Fahrt in einem nahezu komplett automatisiert fahrenden Auto. Dazu jede Menge Dienste, die man anstelle des Steuerns nutzen kann. Zeitersparnis kann man das nennen. Oder Effizienz. Natürlich kann der 5er auch ganz normal gesteuert werden. Auf der Landstraße oder dort, wo Autofahren wirklich Freude bereiten kann. Im Großstadtdschungel werden vernetzte Dienste und automatisierte Autos wohl bald zum normalen Bild zählen.
Informationen: BMW, www.bmw.de
Bilder: BMW/Ralf Bernert
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