Smart-Home-Produkte, die weder Kabel noch Batterien benötigen: Damit soll EnOcean-Funk die ideale Nachrüstlösung für das intelligente Zuhause sein. Geht das Konzept auf?
Wer seine zu Hause nachträglich mit Smart-Home-Technik aufrüsten will, kommt um Batterien kaum herum. Denn der Öffnungssensor am Fenster, das Thermostat am Heizkörper und der zusätzliche Taster an der Wand wollen mit Energie versorgt werden. Stromkabel zu verlegen, kommen meist nicht in Frage. Denn das würde ja bedeuten die Wände aufzuschlagen. Und das will man mit Funk-Komponenten gerade vermeiden. So sitzen in vielen Smart-Home-Produkten Batterien, die man oft nach ein bis zwei Jahren wechseln muss.
Energie aus der Umgebung
Nicht so mit dem Funkstandard EnOcean. Denn viele der Komponenten brauchen keine Stromversorgung. Sie holen sich ihre Energie aus der Umgebung.
Bei einem Wandtaster, einer Fernbedienung oder einem vernetzten Fenstergriff ist es die Energie, die man zum Betätigen aufwendet. Raumfühler, Fensterkontakte oder Bewegungssensor arbeiten mit Solarzellen, die die Lichtenergie nutzen. Heizkörperthermostate ziehen ihre Energie aus der Temperaturdifferenz zwischen Heizkörper und Raumluft. Da dafür relativ viel technischer Aufwand nötig ist, sind Komponenten mit EnOcean-Funk in der Regel teuer als solche, die mit Batterien arbeiten.
Nicht immer ohne Batterien
In der Praxis findet man relativ viele Produkte mit EnOcean-Funk, denen alleine die Bewegungs- oder Lichtenergie ausreicht. EnOcean-Heizkörperthermostate ohne Batterien gibt es dagegen eher selten. Der Grund: Nach einem langen Sommer kann es passieren, dass die im Thermostat gespeicherte Energie nicht ausreicht, die Heizung zu reaktivieren. In diesem Fall muss man die Heizung selbst aus dem Sommerschlaf holen, indem man sie mit der Hand aufdreht. Genauso ist das Thermostat nicht darauf eingestellt, dass man die Temperatur an einem Tag häufig ändert. Viele Hersteller gehen deshalb lieber auf Nummer sicher und integrieren Batterien.
Lange nutzte EnOcean für die Übertragung der Steuerbefehle und Sensordaten in Europa lediglich Frequenzen um 868 MHz – also den Bereich, den auch Z-Wave, RWE Smart Home oder eQ-3 HomeMatic verwenden. Er bietet sich an, da durch die relativ geringe Funk-Frequenz Reichweiten im Haus von bis zu 30 Metern möglich sind. In der Praxis hat sich bewährt, bei EnOcean nach 15 Metern einen Signalverstärker einzusetzen. Das kann beispielsweise eine vernetzte Schaltsteckdose.
Mehr als 1.500 Produkte mit EnOcean-Funk
Die Auswahl an EnOcean-Produkten ist immens. Insgesamt sollen es mehr als 1.500 sein. Einzelne Komponenten bekommt man beispielsweise von Herstellern wie Peha, Eltako oder Hoppe. Komplette Smart-Home-Systeme auf Basis von EnOcean existieren mit Viessmann Vitocomfort 200, alphaEOS und en:key von Kieback & Peter. Zusätzlich gibt es verschiedenen Smart-Home-Zentralen von WiButler, Homee oder Loxone, die einen EnOcean-Sender bereits integrieren oder sich nachrüsten lässt. Eine Übersicht aller kompatibler Produkte findet man auf der Webseite der EnOcean Alliance.
EnOcean-Technik für andere Funkstandards
In Zukunft soll EnOcean-Technik, die die Umgebungsenergie nutzt, zunehmend anderen Funkstandards zugute kommen, allen voran Zigbee. Der Schalter Philips Hue Tap für die smarten Farb-LED-Lampen verwendet EnOcean-Technik bereits. Viele weitere Produkte sollen folgen.
Informationen: EnOcean Alliance, www.enocean-alliance.org, EnOcean GmbH, www.enocean.com
Startbild: alphaEOS, www.alphaeos.de
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