Die Vernetzung des Automobils mit Smartphones und anderen Systemen schreitet seit Jahren voran. Das Projekt UR:BAN kümmert sich um die komplette Vernetzung unserer Infrastruktur. In absehbarer Zeit sollen hochmoderne Verkehrsleitsysteme für mehr Sicherheit und Effizienz auf unseren Straßen sorgen.
Gastautor: Ralf Bernert
Am 1. Januar 2012 startete das Projekt UR:BAN mit der Zielsetzung urbane Verkehrsräume für den Individualverkehr noch sicherer, effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Die ehrgeizigen Ziele sollten vor allem durch den Einsatz hochmoderner Technik erreicht werden. Das von der Bundesregierung mit rund 40 Millionen Euro geförderte Projekt soll bis zum 31. Dezember 2015 Lösungsvorschläge für die Zukunft erarbeiten. An Bord des ehrgeizigen Projekts finden sich alle namhaften Unternehmen, die direkt oder indirekt von einer Optimierung unserer Mobilität betroffen sind. BMW, Mercedes-Benz, Audi, Volkswagen, Bosch, um nur einige zu nennen.
Eines der wichtigsten Ziele des vierjährigen Projektes ist die Verbesserung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer in Ballungsräumen. Besonders interessant sind hier die Kooperation von öffentlichen und privaten Institutionen und die Kopplung von modernen Netzwerk-fähigen Kommunikationsgeräten, sprich Smartphones und Tablets. Auf den Verkehrsteilnehmer werden aus Sicht der Spezialisten bei UR:BAN in Zukunft zahlreiche Änderungen zukommen. Für Autofahrer kann sich in Zukunft einiges ändern. Das Thema Antrieb und Emission zum Beispiel soll in Zukunft noch stärker in den Fokus der Verkehrsplaner und Kommunalpolitiker eine Rolle rücken. Dabei können bald erste Feldversuche klären, ob zum Beispiel Automobile mit Hybrid- oder reinem Elektroantrieb bevorzugt behandelt werden. Dabei soll nicht nur der rein technische Aspekt eine Rolle spielen, die Nutzung modernster Netz-tauglicher Applikationen werden bald nicht nur von den Insassen des Autos genutzt. Die Daten aus den Navigationssystemen werden automatisch an Verkehrsleitsysteme gesendet und dort zur Optimierung des Verkehrsstromes genutzt. Dabei arbeiten dann Privatanbieter und öffentliche Institutionen eng zusammen. Für die Fachleute von UR:BAN geht es dabei um ökologische und auch strategische Aspekte, also Routenwahl und zeitweilige Sperrung von Straßen oder Stadtvierteln für Fahrer von Automobilen mit Verbrennungsmotoren.
Die Stadt der Zukunft wird effizienter
Wie kann die Stadt der Zukunft noch besser auf den Individualverkehr vorbereitet werden und wie werden mobile Verkehrsteilnehmer möglichst effizient und sicher in Ballungsräumen zum Zielpunkt geführt? Die Forscher sind sich sicher, dass die Stadt der Zukunft nicht mehr nur noch passiv auf die immer stärker zunehmenden Verkehrsströme reagieren kann. Die Zunahme an intelligenten Netztechniken soll helfen, dass der Verkehrsteilnehmer schon bei der Einfahrt in einen Ballungsraum über die optimale Route zu seinem Ziel geführt wird. Dabei soll nicht nur die Verkehrssituation an den Zufahrtswegen berücksichtigt werden, sondern der gesamte Fahrweg. Dabei soll der Energie- und Zeitaufwand berücksichtigt werden. Im Grunde wird das Fahrzeug an der Stadtgrenze „in Empfang genommen“. Das Navigationssystem wird mit der Verkehrsleitzentrale gekoppelt. Der optimale Weg für das Fahrzeug, in Abhängigkeit zu seinem Antriebsprinzip wird gesucht und dort hin gelenkt. Das Auto mit reinem Verbrennungsmotor könnte dann weiträumig um den Ballungsraum geführt und an anderer Stelle in die Stadt hinein geführt werden, während der reine Elektrowagen auf direktem Weg zu seinem Ziel geführt wird. Das Ziel: Möglichst geringe Schadstoffbelastung im Ballungsraum. Ein anderer Aspekt ist die optimale Verkehrsführung mit dem Ziel den Verkehrsteilnehmer auf kürzestem Weg an sein Ziel zu führen und gleichzeitig Staus zu verhindern. Normale Navigationssysteme helfen hier nicht weiter, ihnen fehlen schlicht die dazu notwendigen Daten. In Zukunft sollen Telemetriedaten und Leitzentralen von Ballungsräumen zusammen alle notwendigen Daten sammeln, auswerten und über modernste Navigationssysteme nutzen. Für den Autofahrer bedeutet dies, dass in einigen Jahren der innerstädtische Individualverkehr kaum noch möglich sein wird. Jede verfügbare Information, durch Bewegungsdaten der Fahrzeuge, städtische Kamerasysteme und Induktionsstreifen in der Fahrbahn führen zu aktiven Eingriffen der entsprechenden Leitzentralen. Das kann eine einfache Empfehlung sein oder der direkte Eingriff in die Steuerung. Vorausgesetzt das Fahrzeug verfügt über eine automatisierte Steuerung.
Mit Netzwerkinfos über die Kreuzung
Beim Teilprojekt Smart Kreuzung gehen die Verkehrsplaner sehr tief in die Details. Da sich besonders hoch frequentierte Kreuzungen in Großstädten baulich nicht verändern lassen, sollen moderne Netztechniken in den Fahrzeugen für eine bessere Verkehrsführung genutzt werden. Dabei werden Fahrzeuge teilautomatisiert durch die Kreuzung geführt oder es werden über das Navigationssystem Empfehlungen zum optimalen Be- und Überfahren einer Kreuzung übermittelt.
Derzeit werden in drei deutschen Städten Versuche zur vernetzten Verkehrsführung durchgeführt. In Düsseldorf und Braunschweig werden an verschiedenen Knotenpunkten technische Lösungen zum Thema „Smart Kreuzung“ getestet. Die Forscher wollen dabei die Interaktion zwischen Öffentlichen Personen Nahverkehr, Fußgängern, Radfahrern und Automobilen testen. In Kassel konzentrieren sich die Forscher auf das Teilprojekt Urbane Straße, hier werden speziell ausgestattete Fahrzeuge mit Informationen zur aktuellen Verkehrssituation versorgt und per Navigation auf die optimale Route geführt. Dabei sollen vor allem optimale Ampelschaltungen und Abbiege-Empfehlungen dem Fahrzeugführer den schnellsten und effektivsten Weg vorgeben.
Noch liegen zu den verschiedenen Forschungsschwerpunkten keine eindeutigen Ergebnisse vor, bzw. die gesammelten Informationen führen bisher zu Empfehlungen. Dass vor allem die Autoindustrie und die Zulieferer ein großes Interesse an klaren Informationen zur Verkehrsführung der Zukunft haben, ist sicher. Für den Autofahrer der Zukunft wird die Bewegungsfreiheit innerhalb von Ballungsräumen eher abnehmen, moderne Navigations- und Kommunikationssysteme werden dabei eine große Rolle spielen. Ob wir in Zukunft noch selbst ins Lenkrad greifen werden, wird in einigen Jahren nicht mehr selbstverständlich sein.
Informationen: UR:BAN, www.urban-online.org
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst
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