Auf der CES in Las Vegas präsentierte Volkswagen einen Van, der weit mehr kann als eine kleine Gruppe von A nach B transportieren. Der BUDD-e ist vor allem ein Botschafter der Zukunft. Für Volkswagen brechen elektrische Zeiten an.
Gastautor: Ralf Bernert
Modularbaukästen sind en voque. Vor allem wer Großserien produziert und dabei viele verschiedene Modelle auf den Markt bringt, braucht die Cleverness der modularen Produktion. Volkswagen nennt das Modularer Elektrifizierungsbaukasten (MEB). Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass möglichst viele Bauteile in möglichst viele verschiedene Modelle passen. Das sorgt für hohe Produktionszahlen und senkt damit die Produktionskosten. Volkswagen ist in diesem Gebiet ein Meister. Es wundert überhaupt nicht, dass die Norddeutschen auch beim Thema Elektromobilität genau dieses Prinzip anwenden und das sogar als erster Großserienhersteller weltweit. Mit dem BUDD-e steigen die Wolfsburger gleich zweifach in die Zukunft ein. Erstens eben mit MEB und zweitens mit reichlich vernetzter Technik.
Der BUDD-e wird Buddy ausgesprochen – zu deutsch Kumpel. Das Auto ist ein Van mit Charme und hochmoderner Technik. Der Antrieb ist rein elektrisch, die Bedienung oder besser das Interface kommt ausgesprochen futuristisch, also digital daher. Der Wagen selbst ist mit Allradantrieb ausgestattet, je eine Elektromaschine treibt eine Achse an. Insgesamt werden rund 300 PS, also exakt 225 kW an Leistung zur Verfügung gestellt. Der leicht über 4,5 Meter lange Viersitzer kann gut und gerne 180 km/h schnell sein. Laut VW soll er mehr als 500 Kilometer weit fahren können. Geladen wird entweder per Kabel oder per Induktion und 80 Prozent der Kapazität der Akkus sollen in 15 Minuten aufgeladen sein. Die Akkus sitzen unter dem Innenraum, weshalb der BUDD-e auch eine sehr gute Straßenlage haben soll. Man kann die Schiebetüre per Gestensteuerung öffnen und schließen. Die Steuerung ist der Clou des BUDD-e – neben dem MEB bzw. der Kommunikationen zwischen Mensch, Maschine und Internet.
BUDD-e mit modernem Cockpit
Das zentrale Thema im BUDD-e ist das Display, genauer die Displays. Volkswagen spricht hier vom „Human – Machine – Interface“. Diese wenig charmante Wortkombination meint eine Display-Anordnung, die rein optisch ein echter Eyecatcher ist. Der Monitor reicht vom Fahrerplatz bis zur Mittelkonsole und ist in zwei Bereiche aufgeteilt, die jeweils frei konfigurierbar sind. Für den Fahrer steht das Active Info Display mit allen wichtigen Informationen zum Fahrzeug, der Navigation oder allen Infos zur Fahrzeugkonfiguration, wie Lüftung, Heizung oder Beleuchtung zur Verfügung. Direkt daneben befindet sich die Head Unit.
Auf diesem Display werden für alle Insassen erweiterte Navi-Daten, Internet-Browser, Audio- und Video-Ausgabe und die Steuerung der Smart-Home dargestellt. Interessant ist, dass Volkswagen beide Displays miteinander verknüpft und somit ein 25.5 Zoll breiter Monitor fast zwei Drittel der Breite der Instrumententafel ausmacht. Das Konzept lässt den Innenraum des BUDD-e nicht nur futuristisch sondern auch „clean“ erscheinen. Sämtliche Funktionen des Interface sind per Gesten- Sprach- und Touchsteuerung bedienbar. Die Sprachsteuerung reagiert sogar auf umgangssprachliche Kommandos wie „Heizung einschalten“. Das System kann sogar Kommandos und deren Absender identifizieren. Wenn ein Mitfahrer auf dem hinteren, rechten Sitz eine höhere Temperatur wünscht, kann das System die Heizungsdüsen für genau diesen Bereich öffnen.
Der neue VW ist anders
Besonders stolz sind die Wolfsburger auf einige Entwicklungen, die den BUDD-e aus der Masse der Connected-Cars heraus heben. Der Van soll über ein eigenes Postfach verfügen und sich selbst mit Ersatzteilen versorgen können. Wenn zum Beispiel eines der beiden Wischerblätter erneuert werden muss, kann der VW eigenständig ein Blatt für den Scheibenwischer bestellen und anliefern lassen. Die Zustellung erfolgt über ein eigenes Fach, das per Zugangscode geöffnet werden kann. Und noch eine coole Anwendung wurde in Las Vegas vorgestellt. Der Van kann per Gestensteuerung seine Schiebetür öffnen. Dass, was wir bereits von Heckklappen kennen, soll der BUDD-e auch mit seiner Schiebetür können. Eine Armbewegung genügt und der Van öffnet seine Lounge schon aus drei oder vier Metern Entfernung. Unter der Stichwort „Home-Net Viewer“ verbirgt sich eine Online-Verbindung mit den Kameras, die am eigenen Haus angebracht sind. Der Volkswagen kann zum Beispiel Live-Bilder der Kamera an der Haustür in den Wagen übertragen. Das macht Sinn, wenn die Kamera mit einem Bewegungssensor verknüpft ist oder mit der Hausklingel. Der Paketzusteller könnte dann per Freisprechanlage direkt kontaktiert werden.
Die Liste der Gadgets des BUDD-e ist recht lang und eindrucksvoll. Volkswagen hat mit dem Van und vor allem mit dem Prinzip MEB gezeigt, dass in Wolfsburg das Thema Elektroantrieb und Connected Car sehr ernst genommen wird. Nun muss sich zeigen, wann Volkswagen diese Konzepte in die Realität transportiert. An Ideen und Kreativität mangelt es jedenfalls nicht. Der BUDD-e ist jedenfalls ein sympathischer Kumpel mit reichlich Potenzial unter der Haube.
Informationen: Vokswagen, www.vw.de
Startbild: Volkswagen
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst.
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