Es klingt wie ein Science-Fiction-Film und könnte doch schon bald Realität werden. Das eigene Auto steht in der Garage und liefert elektrische Energie ins Haus. Der Toyota FCV Plus zeigt, dass Strom bald nicht mehr aus der Steckdose kommen muss.
Gastautor: Ralf Bernert
Natürlich klingt das wunderbar und auch irgendwie theoretisch. Toyota stellte auf er CES 2016 in Las Vegas eine Studie vor, die nicht mit aufregenden Fahrleistungen, fantastischen, aerodynamischen Werten glänzt oder als Design-Botschafter der nächsten Generation unterwegs ist. Der FCV Plus erzählt, wie wir in Zukunft mit Energie noch effizienter umgehen können und gleichzeitig Haus und Auto noch näher zusammen bringen können.
Toyota FCV Plus mit Wasserstoff und Brennstoffzelle
Es geht grundsätzlich um das Thema Energie, Wasserstoff und Brennstoffzelle. Natürlich kennen wir die Technik. Einige Hersteller experimentieren seit Jahren mit Brennstoffzellen und Wasserstoff als Energieträger. Toyota ist seit 2001 mit dem FCHV unterwegs, einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeug auf Basis des SUV RAV4. Die Japaner haben seit dem fünf Generationen des Prototyps vorgestellt. Mit dem FCV Plus erreicht die Entwicklung ihren bisherigen Höhepunkt, wobei die in Las Vegas gezeigte Studie nicht nur optisch, sondern auch technisch weit von den älteren Konzepten abweicht.
SmartHome und Toyota FCV Plus
Toyota will mit dem FCV Plus den Wirkungsradius des Automobils deutlich erweitern. Bisher werden Auto und Haus im Zusammenhang mit dem Thema Energie lediglich in eine Richtung verbunden. Das Haus als Energie-Lieferant, die Ladestation wird per Solar-Kollektor oder über den Stromlieferant mit elektrischer Energie versorgt und diese wird per Ladekabel an das Auto geleitet. Das Haus dient hier also nur als „Tankstelle“. Für Toyota kann diese „Verbindung“ auch in die andere Richtung funktionieren. Das Automobil als Stromspeicher oder sogar als Stromlieferant.
Die Idee ist natürlich nicht neu, wir alle kennen das Prinzip der externen Stromquelle, die vor allem als Notstromaggregat bekannt ist. Ein Verbrennungsmotor liefert Bewegungsenergie, die per Transformator in elektrische Energie umgewandelt wird. Dass dabei der Faktor Wirkungsgrad außer Acht gelassen wird, erklärt sich aus dem Begriff „Notstrom“, es geht bei den Aggregaten lediglich um eine „autonome“ Energiequelle. Beim FCV Plus soll dieses Prinzip deutlich verbessert werden. Das Automobil „tankt“ nicht nur elektrische Energie, es lagert sie auch und kann dank der Brennstoffzelle Energie an das Haus abgeben.
Blick in die Zukunft
Mit dem FCV Plus hat Toyota diese Idee erstmals in die Realität transportiert. Der Zweisitzer mit einer Länge von 3,8 Metern dient einerseits als Stadtfahrzeug, er wird über vier E-Motoren, die jeweils ein Rad antreiben, bewegt. Über die Fahrleistungen macht Toyota keine Angaben. Beim Design haben die Japaner sehr deutlich in die Zukunft geblickt, der Wagen weicht sehr deutlich von heutigen Normen ab. Er transportiert eben nicht die Antwort auf die Frage, wie unsere Autos in der Zukunft aussehen sollen.
Damit der FCV Plus als Energielieferant für das eigene Haus arbeiten kann, mussten die Entwickler bei Toyota die Leistung der Brennstoffzelle deutlich erhöhen. Das Prinzip der Energie-Umwandung für den hauseigenen Bedarf ist dabei recht einfach. Die im Fahrzeug verbauten Wasserstofftanks reichen für die Versorgung eines normalen Hauses nicht aus. Es müssen weitere Wasserstofftanks im Haus vorhanden sein, der Wagen wird über eine Leitung mit dem Energieträger Wasserstoff aus dem Haus versorgt, die Brennstoffzelle im Fahrzeug sorgt dann für die Umwandlung in elektrische Energie. Was so einfach klingt, ist im Prinzip auch einfach. Lediglich die Menge an elektrischer Energie, die der Wagen für das Haus liefern kann, ist begrenzt. Im Grunde kann der eigene Wagen als Kraftwerk agieren.
Ob und wann dieses Prinzip in der Realität genutzt werden kann, hat Toyota noch nicht kommuniziert. Eine der wichtigsten Fragen ist noch nicht beantwortet. Das Thema Effizienz beschäftigt die Entwickler vieler Hersteller seit Jahren. Wasserstoff als Energieträger muss aufwändig zur Verfügung gestellt werden. Der Wirkungsgrad von Brennstoffzellen liegt derzeit bei rund 60 Prozent, die Energie zur Herstellung von Wasserstoff wird hauptsächlich über fossile Brennstoffe gewonnen, die Lagerung von Wasserstoff ist noch recht aufwändig und die Verfügbarkeit von Wasserstoff ist in Deutschland noch nicht flächendeckend gewährleistet. Bis die Idee von Toyota, den eigenen Wagen als Energie-Lieferant zu nutzen, effizient und sicher in der Realität ankommt, werden noch einige Jahre vergehen. Grundsätzlich aber gefällt die Idee, auch weil die „autonome“ Versorgung mit elektrischer Energie ein Stück weit näher rückt.
Information: Toyota, www.toyota.de
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst.
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