Der französische Autokonzern PSA ist mit großen Schritten in Richtung autonomes Fahren unterwegs. In Frankreich und Spanien haben die Franzosen ihre Kompetenz nun eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Über mehrere tausend Kilometer war man vollkommen autonom unterwegs.
Gastautor: Ralf Bernert
Die Füße von den Pedalen, die Hände weg vom Steuer. Der Citroën macht den Rest vollkommen alleine. Der Chauffeur ist unsichtbar und der Fahrersitz mutiert zum Ruhesessel. So darf man sich die Fahrt in einem autonom fahrenden Automobil vorstellen. In der Zukunft. Bisher wird der Fahrer noch gebraucht. Der Gesetzgeber will das so. Und weil der Gesetzgeber beim Thema Automatisiertes Fahren eine klare Ansage macht, hier zur Orientierung die klare Antwort auf die Frage, ab wann ein Auto eigentlich automatisiert unterwegs ist und in welche Stufen das automatisierte Fahren überhaupt als solches definiert ist.
Autonomes Fahren in vier Stufen
Level 0: Im Fahrzeug sind keinerlei automatisierte Funktionen aktiv, der Fahrer steuert, lenkt und bremst das Fahrzeug vollkommen allein
Level 1: Im Fahrzeug sind Funktion zur Unterstützung des Fahrers aktiv, zum Beispiel der Abstandsregelautomat.
Level 2: einzelne Fahrmanöver werden automatisiert durchgeführt, zum Beispiel Einparken, Spurhalten, Notbremse.
Level 3: der Wagen kann vollkommen autonom fahren, bremsen, einparken, aber der Fahrer überwacht alle Funktionen und kann jederzeit eingreifen.
Level 4: 100 Prozent automatisiertes Fahren, ein Fahrer wird nicht mehr benötigt.
Derzeit ist die Nutzung von Level 2 nahezu Routine auf unseren Straßen. Einparken, Staufahren, Spurhalten oder Notbremsen sind in vielen modernen Fahrzeugen vorhanden. Bei Level 3 und auch Level 4 stößt die Technik erstens an juristische Grenzen: Das Thema Versicherung und Haftung spielt eine Rolle und zweitens sind nur wenige Straßen für den Gebrauch eines vollkommen automatisiert fahrenden Autos zugelassen.
Fortschritte beim autonomen Fahren
Derzeit testen einige Hersteller Level 3 oder sogar Level 4 Fahrzeuge auf öffentlichen, dafür zugelassenen Straßen. Der Prototyp von PSA war in einem ersten Test über eine Strecke von 580 Kilometer von Paris nach Bordeaux unterwegs. In einem zweiten Test fuhr die Limousine von Paris nach Madrid, das sind immerhin rund 3.000 Kilometer.
Auf beiden Strecken wurde der Fahrbetrieb komplett automatisiert durchgeführt. Auf dem Fahrersitz saß ein Chauffeur, aber der mußte nie eingreifen. Gilles Le Borgne, Executive Vice President, Forschung und Entwicklung für PSA Peugeot Citroën freuet sich natürlich über den Erfolg
Ich bin stolz zu sehen, dass das autonome Fahrzeug, das von unseren Teams in den Technikzentren der Region Paris entwickelt wurde, in Europa Grenzen überquert. Die Reise durch Spanien, bei der man sich vor allem um die Herausforderungen der Mensch-Maschine-Schnittstelle im autonomen Modus gekümmert hat, wurde ermöglicht durch die enge Zusammenarbeit mit dem Automobiltechnologiecenter von Galicien (CTAG). Diese technische Leistung ist ein wichtiger Schritt vorwärts, der die Mobilität der Zukunft gestaltet.
Mit Mensch-Maschine-Schnittstelle meint Gilles Le Borgne die klare und eindeutige Kommunikation zwischen den Fahrzeug-Manövern und den Insassen. Eine Herausforderung neben der Sicherheit für den Straßenverkehr ist das Thema Vertrauen. Die Technik muß absolut überzeugend funktionieren, die Insassen müssen dem Fahrzeug und seinen Manövern vertrauen und genau hieran arbeitet die Autoindustrie mit Hochdruck.
Bisher agieren automatisiert fahrende Automobile per Kombination aus verschiedenen Komponenten. Spurhalte- und Spurwechselassistenten, Parkautomatik, Abstandsregler, Tempomat und so weiter. Diese Assistenzsysteme werden über Sensoren und 3D-Kameras mit Daten versorgt, die dann jeder Aktion zugrunde liegen. Dabei müssen Daten über die Fahrbahn, Navigationsdaten, Fahrzeuge in der direkten Umgebung des Wagens sowie die Verkehrslage plus Tempolimits und Verkehrsführung in die Steuerung des Wagen einbezogen werden. Dazu gehören zum Beispiel Einbahnstraßen, Umleitungen Baustellen oder Verkehrsampeln. Derzeit sind automatisiert fahrende Fahrzeuge ausschließlich auf speziellen Strecken, meist Autobahnen erlaubt, weil hier die notwendigen Informationen wie Fahrbahnmarkierungen und Leitplanken durchgängig vorhanden sind.
Die vom PSA-Konzern durchgeführte Demonstrationsfahrt soll als Vorstufe zu weiteren, wesentlich umfangreicheren Fahrten automatisierter Fahrzeuge gelten. Insgesamt sollen ab 2016 fünfzehn Testwagen in Frankreich und Spanien unterwegs sein. Ab wann automatisiertes Fahren auch innerstädtisch möglich ist, steht noch nicht fest. Carlos Tavares, Vorstandsvorsitzender von PSA Peugeot Citroën :
Ein autonomes Fahrzeug ist keine Science-Fiction mehr. Das hat die Fahrt unseres Prototypen heute bewiesen. Mit dieser Erfahrung treten wir in eine neue Ära der autonomen Mobilität ein, die ich faszinierend finde.
Der PSA-Manager ist davon überzeugt, dass automatisiertes Fahren schon bald Realität werden kann.
Informationen: PSA Peugeot Citroën, www.psa-peugeot-citroen.com
Startbild: PSA Peugot Citroen
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst.
Facebook
RSS