Noch bevor Mercedes-Benz in Detroit das Auto-Jahr 2017 einläutete, präsentierten die Stuttgarter an der US-Westküsteihre Strategie zu den Themen E-Mobilität und Vernetzung. Wir waren vor Ort und haben uns angeschaut, was der Stern aus Deutschland in den nächsten Jahren zu bieten hat.
Sajjad Khan – Vice President Digital Vehicle & Mobility bei Daimler, ist in Las Vegas nur für ein paar Minuten zu sprechen. Der Andrang ist extrem hoch, die Journalisten stehen Schlange. Immerhin ist Khan der maßgebliche Manager, wenn es um die Zukunft der Mobilität aus Sicht von Mercedes-Benz geht und genau darüber haben wir uns mit Sajjad Khan unterhalten.
Derzeit arbeitet die gesamte Autoindustrie mit Hochdruck an einer neuen Form der Mobilität, vieles wird sich grundlegend verändern. Zumindest wenn es nach den Vorstellungen der meisten Hersteller geht. Für Sajjad Khan spielen dabei drei Bereiche eine besondere Rolle:
- das Auto mit all seinen technischen Fertigkeiten
- die Cloud
- IOT, Internet of things
Mercedes-Benz CASE: Give back time to the people
Auf die Frage nach dem derzeit wichtigsten Projekt, antwortet Kahn mit einem einfachen und nachhaltigen Satz:
We would like to give back time to the people. Wir wollen den Menschen bei einem sehr wichtigen Problem helfen, gemeint ist Zeit.
Was im ersten Moment doch recht abstrakt klingt, entpuppt sich dann als durchaus sinnvoll und auch praktikabel. Natürlich drehen die Leute von Mercedes-Benz nicht an der Uhr, sie wollen vielmehr dem Autofahrer während der Fahrt unter die Arme greifen und dazu entwicklen sie einige recht praktische Helferlein. Sajjad Kahn erläutert die Strategie von Mercedes-Benz an einem anschaulichen Beispiel. Bisher gilt die Aufmerksamkeit des Autofahrers auf dem Weg von A nach B dem Automobil und dem Straßenverkehr. Mit den neuen Produkten von Mercedes-Benz werde sich das ändern, er könne bald Mails bearbeiten, Briefe schreiben und Telefonate führen, während das Auto den Weg zur Wohnung vollkommen automatisch findet. Das Ergebnis: Zeitersparnis.
Mercedes-Benz CASE: Software will write Software
Wir wollen wissen, wie sich die automobile Welt und deren Technik in den nächsten zehn Jahren verändern wird. Wie hoch der Grad an Digitalisierung bis 2027 voran schreiten wird und wie Mercedes-Benz dem Mensch die Angst vor einer weitreichenden Digitalisierung nehmen will. Das Thema Sicherheit und Digitalisierung sei für Daimler und alle seine Marken ein elementares Anliegen. Je höher der Grad an Digitalisierung, Datennutzung und Software-Einsatz, desto höher sei der Aufwand, den man für die Sicherheit im Umgang mit diesen Techniken aufbringe. Dass in Zukunft, dank des Einsatzes Künstlicher Intelligenz, Software sich selbst verbessern, ja sogar selbst produzieren werde, sei kein Grund zur Besorgnis.
Zwei Seiten der Medaille. Es muß intelligent sein und es muß emotional sein. Man produziere Produkte für Menschen, nicht für Maschinen. Die neue E-Klasse sei hier ein gutes Beispiel. Allein der große HD-Monitor zeige, dass es sich um ein sehr intelligentes, modernes und auch emotionales System handelt. Die neue Limousine könne, auch dank vernetzter Technik ganz profane Aufgaben sehr effektiv erledigen. Die neue E-Klasse erkenne den Tankinhalt und könne jede Tankstelle in der Nähe ausfindig machen. Inklusive Benzin-Preis und Entfernung zur derzeitigen Route. Das, so Sajjad Kahn, sei die Kombination aus Emotionalität und moderner, digitaler Technik.
Mercedes-Benz CASE: Ganz vorn im Rennen
Natürlich steht Mercedes-Benz im Digitalisierungs- und Vernetzung-Rennen ganz weit vorn. Man habe die Notwendigkeit und das Potenzial der Vernetzung und Elektrifizierung schon sehr früh erkannt und weltweit zahlreiche Kompetenzzentren mit Spezialisten besetzt. Auch deshalb sieht Kahn den Daimler-Konzern in Zukunft bestens positioniert.
Auf der CES in Las Vegas hat sich vor allem in diesem Jahr gezeigt, dass die Autoindustrie beim Thema Vernetzung, Digitalisierung und Elektroantrieb gewaltig an Fahrt aufgenommen hat. Das große Thema lautet automatisiertes Fahren, Data-Management über eigene Clouds und als noch recht abstraktes Thema Künstliche Intelligenz. Mercedes-Benz ist schon wegen seiner finanziellen Möglichkeiten einer der ganz wichtigen Player in diesem Geschäft. Ob der Claim „ We would like to give back time to the people“ tatsächlich den Weg zur Marktführerschaft ebnen wird, bleibt abzuwarten.
Mit BMW und Volkswagen sind zwei sehr ehrgeizige und starke Wettbewerber unterwegs. Nicht zu vergessen Volvo und Jaguar Land Rover, die zwar nicht in Nevada vertreten waren, die aber fleißig am Thema Vernetzung arbeiten. Und dann wäre da noch der Pionier Tesla, dessen Erfahrungen im Umgang mit Elektroantrieben, Vernetzung und Daten-Diensten für viele als beispielhaft gelten. Auf alle Fälle können sich die Autofahrer auf eine spannende Zukunft freuen. Das Automobil der letzten Jahrzehnte wird es vermutlich in 20 Jahren nur noch als Relikt geben.
Informationen: Mercedes-Benz, www.mercedes-benz.de
Bilder: Mercedes-Benz
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