Fraunhofer Institut sieht hohes Potenzial für vernetztes Fahren. 1.500 Autofahrer wurden befragt und das Ergebnis ist eindeutig. Wenn in den nächsten Jahren kostenpflichtige Dienste für Connected Services und Automatisiertes Fahren angeboten werden, kann die Industrie mit erhöhter Zahlungsbereitschaft rechnen. Vor allem junge Menschen freuen sich auf die neue Mobilität.
Wenn in einigen Jahren die Autoindustrie gemeinsam mit ihren Partnern aus der IT-Branche die ersten digitalen Dienste rund und das Thema Mobilität anbieten und dafür vom Kunden eine monatliche Zahlung erwarten, werden vor allem junge Autofahrer bis zu 40 Euro monatlich überweisen. Diese Zahl ermittelte die Management-Beratung Horváth & Partners und das Fraunhofer Institut IAO für Arbeitswissenschaft und Organisation in einer kürzlich vorgestellten Studie. Zweck der Untersuchung war die Frage nach dem finanziellen Potenzial der momentan eifrigen Entwicklungsarbeit zum Themenkomplex „Vernetztes und Automatisiertes Fahren“.
Immerhin werden derzeit etliche Milliarden Euro an Entwicklungsgeldern investiert. Die daran beteiligten Industriesparten Automobil, Kommunikation und IT lassen immer wieder überprüfen, ob sich die später angebotenen Serviceleistungen auch refinanzieren lassen.
Fraunhofer Institut: Eine Stunde Zeitersparnis bringt 29,00 Euro
Drei Viertel der Befragten sind laut der Studie bereit, für Mehrwertdienste zu zahlen. Zu den wichtigsten Diensten zählen Kommunikation, Information, Unterhaltung, Komfort und Produktivität, wobei der Dienst Produktivität mit dem Gewinn von Zeit definiert wird. Für die meisten Befragten ist Produktivität im Zusammenhang mit dem Automobil als direkte Verbindung zwischen Arbeitswelt und Freizeit zu sehen und deshalb besonders attraktiv. Vor allem junge Autofahrer würden eine Stunde an gesparter Zeit mit einem Wert von 29,00 Euro bemessen.
Für Horváth & Partners ist diese Bewertung ein wichtiger Hinweis auf die hohe wirtschaftliche Relevanz des Themas Vernetze Mobilität und Automatisiertes Fahren. Laut der Studie ergibt sich aus den gewonnen Aussagen der Befragten eine neue Ausgangssituation für die Industrie. Vor allem bisher nicht am Markt aktive Unternehmen werden zunehmend an der Wertschöpfung teilhaben. Vor allem große IT-Unternehmen wie Google, Intel, Apple oder Microsoft werden in Zukunft einen immer größeren Einfluß auf die Entwicklungsarbeit der Automobilindustrie nehmen.
Fraunhofer Institut: Die Schnittstelle zum Endkunden wird sich verschieben
Interessant ist dabei, dass die meisten Dienste in vernetzten Fahrzeugen direkt mit dem Kunden in Verbindung treten. Die Schnittstelle zwischen Autofahrer und Industrie wird sich also zugunsten der IT-Branche verschieben. Für die klassischen Autobauer wird sich dem zufolge die Kommunikation mit dem Kunden nachhaltig verändern.
Fraunhofer Institut: Für bessere Kommunikation wird gerne gezahlt
Neben der Produktivität, also einer rein sachbezogenen Dienstleistung im Automobil, sind vor allem Kommunikation und Komfort besonders wichtig. Dabei ist die Bereitschaft zur Zahlung von monatlichen Gebühren beim Thema Kommunikation besonders hoch. Hier liegt der durchschnittliche Wert aller Befragten der Studie bei 33,50 Euro. Für Unterhaltungs-Dienste liegt der Durchschnittswert bei 22 Euro pro Monat. Die Grund für den im Vergleich zu den anderen Dienste niedrigsten Wert sieht Horváth & Partners in der Nutzung des Automobils. Die meisten Befragten gaben an, die Wagen hauptsächlich auf dem Weg zwischen dem eigenen Zuhause und der Arbeitsstätte zu nutzen.
Die in der Studie gewonnen Zahlen lassen laut Horváth & Partners und dem Frauenhofer Institut eine recht genaue Einschätzung des Potenzials für ein Marktpotenzials zu. Wenn man davon ausgeht, dass im Jahr 2013 ca. 50 Millionen Fahrzeuge in Deutschland genutzt werden, kann von einem Umsatzpotenzial für Dienste im Automobil von rund 16,2 Milliarden Euro ausgegangen werden. Allein diese Zahlen zeigen, wie attraktiv der Markt für vernetzte und automatisierte Automobile derzeit eingeschätzt wird. Für die Autoindustrie ergeben sich also beste Chancen auf hohe Umsätze. Allerdings werden die Autohersteller diese Entgelte nicht allein abschöpfen können.
Es sei denn, sie werden in der Entwicklung von neuen Produkten zur Vernetzung selbst aktiv oder sie gründen oder kaufen Service-Unternehmen. Das enorme Marktpotenzial wird auf alle Fälle ein hohes Maß an Dynamik auf den Automobil- und IT-Sektor erzeugen.
Informationen: Horváth & Partners, www.horvath-partners.com, Fraunhofer Institut, www.fraunhofer.de
Fotos: Hersteller
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