Der Sound ist nicht der Brüller, die Performance dafür umso besser. Formel-E ist eine Rennserie unter der Federführung der FIA, die seit September 2014 unterwegs ist. Etliche Ex-Formel 1 Piloten sitzen hinter dem Steuer der E-Rennwagen und das Thema Vernetzung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Gastautor: Ralf Bernert
Wir kennen das aus der Formel 1. Ohne Funk wäre der Fahrer hilflos. Pausenlos muss er Informationen aus der Boxengasse verarbeiten, der Boxencrew geht es nicht anders. Millionen an Informationen werden auf etlichen Bildschirmen in Kurven dargestellt, die Crew interpretiert die Daten und funkt dem Fahrer Anweisungen. In der FIA-Rennserie Formel-E sind Telemetrie-Daten weit mehr als das Salz in der Suppe. Die Renn-Ingenieure können per Funk die E-Rennwagen während des Rennens perfekt auf jede Situation einstellen.
Formel-E mit Technikfeuerwerk
Im Motorsport sind Informationen über den Zustand der Reifen, Bremsen, des Motors, seiner Temperatur, dem Tankinhalt und der Aerodynamik des gesamten Wagens entscheidend für das Ergebnis des Rennens. Bei der Formula E sieht es im Prinzip nicht anders aus, abgesehen von den Unterschieden der eingesetzten Technik und dem Energie-Speicher, dessen Kapazität nicht für ein komplettes Rennen ausreicht und der deshalb unter permanenter Beobachtung steht. Ist der E-Tank leer, wird das gesamte Auto ausgetauscht, da die Aufladung des Akkus zu lange dauert. Und genau hier beginnt die Reise vieler Informationen von Rennwagen zur Boxengasse und wieder zurück. Dazwischen sitzt der Fahrer und der hat an seinem Lenkrad ein paar Knöpfe und Schaltwippen, die ihm helfen den Rennwagen möglichst lange und möglichst schnell von Runde zu Runde zu tragen.
Das zentrale Thema bei der Formel-E ist die Energie und deren optimale Nutzung. Wie bei jedem Elektrofahrzeug hat der Akku eine maximale Ladekapazität, für die nächste Saison 2016/2017 ist die maximale Energiemenge auf 33 kW/h begrenzt – bisher waren es 28 kW/h. Da die Batterie keine komplette Renndistanz durchhält und das Aufladen und Kühlen der Akkus zu lange dauert, müssen die Fahrer gegen Mitte des Rennens den Wagen wechseln. Derzeit sind alle Teams mit einem Einheitsauto unterwegs, über das Ergebnis der einzelnen Teams entscheidet also die Leistung des Fahrers und die Arbeit des Boxenteams.
Energie richtig nutzen
Ganz entscheidend dabei ist die effiziente Nutzung der elektrischen Energie und deren Rückgewinnung während des Rennens. Also der Rekuperation wie wir sie bei herkömmlichen Elektro- oder Hybrid-Fahrzeugen kennen. Jedes Bremsmanöver führt Energie in den Speicher, die wiederum die Reichweite erhöht. Nun ist beim Motorsport die Reichweite ein Thema, der Speed ein weiteres. Je nach Umgang mit der zur Verfügung stehenden Energie kann die Leistung und damit auch der Speed über die Platzierung entscheiden. Genau hier ist die Vernetzung mit der Boxencrew von entscheidender Bedeutung. Sie erhält permanent alle relevanten Daten, sie analysiert sie und entscheidet dann über die Fahrweise des Fahrers. Der erhält aufgrund der Analyse die wichtigen Informationen über den Zustand der Bremsen, des Akkus, also seiner Temperatur und des Ladezustandes. Betätigt er zum Beispiel die Bremsen zu stark, verliert er zu viel Speed, die Bremsen verlieren an Leistung. Wenn er zu wenig bremst, entlädt sich der Akku zu schnell und er verliert an Reichweite. Die richtige Dosierung all dieser Instrumente ist also das Geheimnis des Erfolges. Natürlich ist die fahrerische Leistung ein weiterer wichtiger Punkt auf dem Weg zum Sieg. Dabei gibt im Grunde die Kombination aus beiden Ressourcen den entscheidenden Ausschlag.
Welche Erkenntnis kann der Straßenverkehr daraus ziehen? Was kann in Zukunft den Umgang mit elektrischer Energie für uns Autofahrer verbessern. Beim Thema Vernetzung kann eine schnelle und exakte Beschreibung der momentanen Zustände von Bremsen, Akkus und Motor zu mehr Effizienz führen. Würde man dem Autofahrer exakte Vorschläge zur Rekuperation geben und ihm zeigen, auf welchem Weg er mehr Energie zurückgewinnen kann und wie er die Reichweite seines Autos erhöhen kann, wäre ein weiterer Schritt hin zu mehr Nutzen von Elektroautos getan. Das gleiche gilt natürlich auch für Hybrid-Fahrzeuge.
Informationen: Formel-E, www.fiaformulae.com
Startbild: Formel-E
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst.
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