Die Straßen werden immer voller, Autos, Zweiräder, Busse, LKW und zwischendrin der Fußgänger. Das Thema Sicherheit für Fußgänger drängt sich immer mehr in der Vordergrund und genau hier setzt eine Forschungsgruppe des Zulieferers Bosch an. Seit mehr als vier Jahren arbeitet ein Team von Ingenieuren und Softwarespezialisten an Assistenzsystemen der Zukunft.
Gastautor: Ralf Bernert
Wir kennen das seit Jahren, es piepst und fiept im Auto, sobald es sich einem Hindernis nähert. Eine ganze Armee von Sensoren scannt den direkten Umkreis des Autos, damit beim Einparken und Rangieren kein Pfosten, Baum oder Fahrradständer den teuren Lack zerkratzt. Die Systeme funktionieren tadellos, zumindest bei feststehenden Hindernissen und bis zur Schrittgeschwindigkeit. Sobald der Wagen jedoch mit 50 Kilometer pro Stunde auf der Straße unterwegs ist und ein Mensch in den Aktionskreis der Autos gerät, sind die Park-Sensoren wirkungslos. Das System hat seine Grenzen.
Projekt UR:BAN mit Fußgängerschutz
Im Rahmen der Forschungsinitiative UR:BAN, einem Projekt, da sich seit 2012 um Entwicklungen rund um das Thema „Auto der Zukunft“ kümmert, hat sich der Zulieferer Bosch mit einem 11-köpfigen Team intensiv um den Schutz von Fußgängern beschäftigt. Die Zielsetzung ist recht ehrgeizig, das System soll im optimalen Fall nahtlos in einem komplett automatisiert fahrenden Auto eingesetzt werden, dabei geht es nicht nur um eine Warnung vor einer Kollision, sondern um die komplette, automatisierte Verhinderung von Unfällen mit Fußgängern.
Dr. Lutz Bürkle, Leiter der Forschungsgruppe bei Bosch sieht in dem System einen weiteren wichtigen Baustein auf Weg zum automatisierten Fahren. Wir haben den Autos unter anderem beigebracht, in die Zukunft zu schauen und bei einer drohenden Kollision mit Fußgängern den Fahrer beim Ausweichen zu unterstützen“, die dazu wichtigen Voraussetzungen ist die Information über das direkte Umfeld des Autos. „Nur wenn wir genau wissen, was ums Auto herum passiert, können wir daraus die richtige Fahrstrategie ableiten“, sagt Bürkle.
Stereo-Videokamera und Computer als Herzstück
Herzstück des Assistenzsystems ist eine Stereo-Videokamera und ein Computer im Fahrzeug. Die Kamera erfasst das nahe Umfeld des Autos bis Tempo 50 Kilometer pro Stunde. Die Daten der Kamera werden an den Rechner geliefert, dort ausgewertet und mittels eines komplexen Algorithmus erkennt das Fahrzeug ein Bewegungsmuster, auf das der Wagen reagieren kann. In der Praxis wird also das Auto eigenständig die Umgebung beobachten, aus den Beobachtungen Rückschlüsse über die zukünftige Bewegung von Fußgängern und Radfahrern ziehen und entsprechend reagieren. Im Grunde weiß der Wagen, wohin der Fußgänger sich bewegen wird. Er kann dann, im Falle einer bevorstehenden Unfalles den Wagen eigenständig abbremsen oder aus dem Gefahrenradius bewegen.
Das Thema Vernetzung spielt bei dem Assistenzsystem in naher Zukunft ebenfalls eine wichtige Rolle. Die gesammelten Daten aller Fahrzeuge könnten dann zentral in einem Leitsystem gesammelt, ausgewertet und an andere Verkehrsteilnehmer weiter geleitet werden. Für Dr. Bürkle hat die Kombination aus Umgebungsbeobachtung und Fahrzeugsteuerung eine weitreichende Wirkung auf den aktiven Fußgängerschutz. Für den Forscher können mit dieser Technik rund 58 Prozent aller Zusammenstöße zwischen Autos und Fußgängern verhindert werden. Außerdem ist für Bürkle das Thema Sicherheit und Fußgängerschutz eines der wichtigsten im Zusammenhang mit der übergeordneten Thematik „Automatisiertes Fahren“, das im Zentrum des Projektes „UR:BAN“ steht.
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst
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