Am Rand von München in einer alten Ziegelei stehen Motorräder. Manche sind uralt, noch aus der Vorkriegszeit und ein paar sind aktuelle Modelle. Die Bayern haben zum Strategietag Journalisten eingeladen und am Rande erfahren wir, auf welchem Level das Thema vernetzte Motorräder bei BMW angesiedelt ist.
Gastautor: Ralf Bernert
Vor dem Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Karl Viktor Schaller – dem Entwicklungschef von BMW Motorrad – werden wir erstmal Zeuge einer Weltpremiere. Die BMW eRR rollt flüsterleise in den Raum. Die Maschine ist ein Versuchsträger, also noch deutlich von der Serienreife entfernt. Wobei der Anblick des Bikes schon sehr viel erahnen lässt. Es geht bei der eRR sicher nicht um ein Langstrecken-Fahrzeug.
Peter Schwarzbauer, Vorstandsmitglied von BMW und unter anderem zuständig für BMW Motorrad, spricht über die Erfahrungen mit dem C evolution, dem rein elektrisch angetriebenen Scooter. Die enorme Beschleunigung sei ein wichtiger Punkt bei der Entwicklung des eRR und genau darauf wird man sich bei dem Serien-Bike freuen dürfen. Zahlen und Fakten nannten die Bayern nicht. Das E-Bike wird laut Schwarzbauer auf alle Fälle spektakulär.
Vernetzte Motorräder: Geplante Features
Ein paar Minuten später, weiter hinten im Raum treffen wir Prof. Dr.-Ing. Schaller und sprechen mit ihm über das Thema Motorrad und Vernetzung. Natürlich sind die Kollegen aus der Auto-Sparte weit voraus. Für den Chefentwickler bei den Zweirädern werden allerdings bald neue Zeiten anbrechen. Vernetzung und Sicherheit spielen für die Münchner eine zentrale Rolle wenn es um das Motorrad der Zukunft geht. Noch werden Details nicht genannt, aber während des Gespräches erwähnt der Ingenieur ein paar Schlagworte. Sie gewähren einen Ausblick auf die nächsten Jahre. Aus dem Automobilsektor ist die Car-to-Car Kommunikation bereits bekannt. Das bedeutet, Autos sind über einen Server miteinander verbunden und können sich gegenseitig Nachrichten schicken. Ein Beispiel: Ein Auto registriert eine gefährliche Unfallstelle mitten in einer Kurve und warnt per SMS Autos, die in der Nähe unterwegs sind. Genau diese Technik kann bald auch in Motorrädern eingesetzt werden. Für Professor Schaller geht die Entwicklung bei Zweirädern noch weiter.
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Er spricht von direkten Eingriffen ins Fahrzeug. Zum Beispiel könne man in Zukunft die Bremswirkung per Vernetzung mit einem Zentralrechner überwachen und optimieren. Auch das Thema Beleuchtung sei interessant. In Verbindung mit Sensoren am Motorrad könne die Leistung des Fernlichtes an die jeweilige Fahrsituation angepasst werden. Ein anderes Thema ist die Fahrsicherheit, bei einem Unfall könnte über am Fahrzeug angebrachte Sensoren die Unfallschwere direkt an die nächste Polizeistation weiter geleitet werden.
Verbindung über das Smartphone
Neben dem Schwerpunkt Sicherheit werden auch ganz praktische Effekte einer Vernetzung in den Motorrädern der Zukunft zu finden sein. Über das Smartphone des Fahrers kann eine ständige Verbindung zum Internet hergestellt und mit dem Navigationssystem des Zweirades verbunden sein. Per interner Sensorik kann so die Reichweite des Motorrades über das Navi in die Routenplanung einbezogen werden. Analog zum Automobil werden in Zukunft Motorräder auf dem Zentraldisplay Apps ansteuern und Service-Leistungen wie Radio, Navigation oder technische Informationen ablesen und steuern können. Weitere Einzelheiten wollte Prof. Schaller noch nicht nennen. Man stehe am Anfang einer weitreichenden Entwicklung.
Die kürzlich bekannt gestartete Kooperation mit Honda und Yamaha sein ein wichtiger Anfang. Am 4. Oktober hatte BMW Motorrad die Zusammenarbeit mit den beiden Herstellern verkündet.
„Unser Ziel ist es, eine frühzeitige und umfassende Nutzung kooperativer intelligenter Transportsysteme für Motorräder und Scooter zu fördern, die das Potenzial für Sicherheitsverbesserungen haben. Daher laden wir andere Unternehmen zur Mitarbeit ein“
erklärt Prof. Dr. Karl Viktor Schaller, Leiter Entwicklung BMW Motorrad. Ab 2020 sollen C-ITS-Funktionen in Krafträdern eingeführt (ACEM: Verband der europäischen Motorradhersteller). Zur Beschleunigung dieses Prozesses werden die drei Hersteller ihre Zusammenarbeit im Bereich der C-ITS jetzt aufnehmen. Wann die ersten Produkte mit der neuen Technik auf den Markt kommen, wollte Prof. Schaller nicht kommentieren. Der in München vorgestellte Versuchsträger BMW eRR könnte nicht nur wegen seines Antriebes ein erstes konkretes Zeichen setzen.
Informationen: BMW, www.bmw.de
Startbild: BMW
Über den Autor:
Ralf Bernert ist Chefredakteur von „Exclusive-Life – das Online-Magazin für den besonderen Lifestyle„. Dort schreibt er über Erfahrungen rund um das Automobil, Reisen und Handwerkskunst
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